Freitag, 11. März 2016

Informationen zur Pflegebegutachtung

Was passiert nach einem Antrag auf Pflegeleistungen?

Die Pflegekasse beauftragt in der Regel den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) ein neutrales und unabhängiges  Gutachten zu erstellen.
Dieser schlägt einen Termin für einen Hausbesuch vor. Selbstverständlich kann dieser bei Bedarf auch in einem Krankenhaus oder Pflegeheim stattfinden.
Die Gutachter des MDK sind examinierte Pflegekräfte oder Ärzte, sie stellen den persönlichen Hilfebedarf fest. Dazu sollten ausführlich alle Probleme im  Rahmen der Pflege und Hauswirtschaft beschrieben werden. Eine Vertrauensperson oder ein bereits aktiver Pflegedienst kann hierbei behilflich sein. Zur Pflege zählen unter anderem die Körperpflege, Ernährung und eine noch vorhandene Mobilität. Außerdem werden hauswirtschaftliche Tätigkeiten wie Einkäufe, Nahrungsvorbereitung und Wohnungsreinigung berücksichtigt. Aus dem notwendigen Hilfebedarf wird mit Hilfe eines Zeitkorridors die jeweilige Pflegestufe errechnet.

Pflege und Demenz  

Sollte die/der Pflegebedürftige an Demenz erkrankt sein, erfolgt zunächst ein Gespräch mit dem Antragsteller. Die so erhaltenen Informationen werden allerdings nicht ungeprüft unternommen, sondern anschließend mit Angehörigen oder Freunden besprochen. Auch hier ist es wichtig, das eine Vertrauensperson während des Hausbesuches anwesend ist. Die Diagnose "Demenz" bedeutet heutzutage kein Ausschlußkriterium mehr, auch wenn kein Pflegebedarf erforderlich ist. In diesem Fall kann der Antragsteller Betreuungsleistungen erhalten.

Was passiert nach dem Hausbesuch?  

Der Medizinische Dienst der Krankenkassen fasst alle Informationen zu einem Gutachten zusammen. Dieses wird der Pflegekasse als Entscheidungsgrundlage vorgelegt. Auf dem Postweg erfolgt ein Bescheid über die Pflegestufe. Sollte der Bescheid aus Sichtweise des Pflegebedürftigen nicht den Tatsachen entsprechen, kann innerhalb eines Monats Widerspruch bei der Pflegekasse eingelegt werden. In der Regel erfolgt dann ein Wiederholungsbesuch. 

Vorbereitungen für den Hausbesuch

> für den Gutachter des MDK sollten sämtliche Probleme und Einschränkungen im Rahmen der Pflege dargestellt werden, nur so ist ein umfassendes Bild möglich

> hierbei kann ein Pflegetagebuch hilfreich sein, in diesem lassen sich pflegerische und hauswirtschaftliche Tätigkeiten festhalten

> sämtliche Arztberichte sollten dem Gutachter zur Einsichtnahme vorgelegt werden

> wichtig ist ebenfalls ein aktueller Medikamentenplan, dieser dient dem Gutachter zur Orientierung

> eine Vertrauensperson, private Pflegekraft oder ein bereits aktiver Pflegedienst sollte beim Hausbesuch anwesend sein, um unter Umständen offene Fragen zu klären

> ist ein gesetzlicher Betreuer vom Vormundschaftsgericht bestellt worden, ist dieser ebenfalls vorab zu informieren



Montag, 31. Dezember 2012

Krankenbeobachtung

Definition "Krankenbeobachtung" 
> aufmerksames, methodisches, möglichst nicht wertendes Betrachten und Beurteilen des Kranken bezogen auf gesunde und kranke Körperfunktionen sowie alle Lebensaktivitäten einschließlich seines Verhaltens.
> für das Beobachten eines Patienten im pflegerischen Sinn ist ein entsprechendes Fachwissen über physiologische und pathologische Vorgänge erforderlich. Dazu zählen Krankheiten, Untersuchungsmethoden und der Einsatz bestimmter Medikamente. 

Ziele von Krankenbeobachtung 
> Pflegebedürftigkeit einschätzen und Pflegemaßnahmen entsprechend zu planen 
> Veränderungen am Patienten feststellen und beschreiben
> Komplikationen und Gefahren zu erkennen und frühzeitig abzuwehren
> Wünsche und Bedürfnisse des Patienten zu erfassen

Bereiche der Krankenbeobachtung
> Allgemein- und Ernährungszustand
> Vitalfunktionen (Atmung, Blutdruck, Körpertemperatur....) 
> Ausscheidungen /Urin, Stuhl, Schweiß)
> Schlafverhalten
> Sprache und Gestik 
> Verhalten

Einsatz der Sinnesorgane als Voraussetzung für konkretes Beobachten und Handeln
Augen: Allgemein- und Ernährungszustand, Körperhaltung, Hautfarbe 
Ohren: Atmung, Sprache, Schmerzäußerungen
Nase: Atem- und Körpergeruch 
Finger: Hauttemperatur, Puls, Verhärtungen 
Für das Erfassen einiger Parameter sind Hilfsmittel wie ein Stethoskop oder Fieberthermometer erforderlich.

Dokumentation und Weitergabe 
Alle relevanten Beobachtungen müssen umgehend und unverfälscht dokumentiert werden. Dieses hat juristische Gründe (Haftung) und ist für den Pflegeprozeß von Bedeutung. Nur so ist ein Vergleich mit Beobachtungen anderer Beteiligter möglich. Unter Umständen kann auf diesem Weg die Aussagekraft erhöht werden. Für eine nachvollziehbare Dokumention sind Formulierungen präzise, kurz und leicht verständlich zu verfassen, Veränderungen sollten objektiv und sachlich beschrieben werden.

Sonntag, 30. Dezember 2012

Stomatherapie

Definition
Stoma (Mund): Operativ geschaffene Öffnung eines Hohlorgans zur Körperoberfläche, insbesondere zur Ableitung von Harn, Magen- oder Darminhalt, wenn eine physiologische Entleerung nicht möglich ist oder ein Darmteil auf Grund einer Entzündung bzw. postoperativ freigehalten werden muß.

Stomaarten
> endständiges Enterostoma
> doppelläufiges Enterostoma
> Ileostoma
> Urostoma
endständiges Enterostoma
Bei diesem Stoma ist die Darmpassage am Stoma beendet. Der Richtung Anus gelegene Darmteil wird entweder entfernt oder blind verschlossen. Häufigste Indikation ist ein Kolontumor oder ein Sigmakarzinom.
doppelläufiges Enterostoma
Dieses dient in erster Linie der temporären Entlastung, zum Beispiel bei Entzündung eines Darmabschnitts. Ist die Entzündung wieder abgeklungen und der betroffene Abschnitt wieder belastbar, wird das Stoma zurückverlegt.
Bei der Anlage eines Enterostomas werden je nach Lokalisation ein Zökostoma (Stomaanlage im Zökum), ein Transversostoma (Anlage im Colon transversum) und ein Sigmoidostoma (Anlage im Sigma) unterschieden.
Ileostoma 
Hierunter versteht man eine temporäre oder permanente Stomaanlage im Bereich des Dünndarms. Häufige Indikation ist die Resektion des Dickdarms, Erkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa oder ein Kolontumor.
Bei einem Ileostoma entleert sich fast kontinuierlich ein flüssiger, breiiger und geruchsintensiver Stuhl, da der Flüssigkeitsentzug des Dickdarms fehlt.
Urostoma
Dieses dient der künstlichen Harnableitung. Häufigste Indikation ist der Ausfall des unteren Harntraktes bzw. die operative Entnahme der Blase auf Grund eines Karzinoms. 

Stomaversorgung
einteiliges System
Beim einteiligen System sind Hautschutzplatte und Beutel nicht trennbar. Dieses System wird häufig bei einem Sigmoidostoma angelegt. Hier ist die Konsistenz des Stuhls überwiegend fest und die Ausscheidungsfrequenz reduziert sich auf 1- bis 2-mal täglich.
zweiteiliges System
Beim zweiteiligen System können Beutel und Hautschutzplatte getrennt gewechselt werden. Dieses ist bei einem Ileostoma angebracht, da es hier zu einer fast ständigen Entleerung von Stuhl kommt.

Begleitung bei Stomatherapie 
Diese dient der körperlichen, psychischen und gesellschaftlichen Rehabilitation des Stomaträgers. Dazu gehören Informationen über die Funktionweise einer Stomaanlage, Beratung bei Problemen und die Verbesserung der Lebensqualität.
Wichtig ist eine gute Zusammenarbeit zwischen dem Hausarzt, einer Stomatherapeutin und einem eventuell erforderlichen Pflegedienst. 

Freitag, 9. November 2012

Wie finde ich einen guten Pflegedienst?

Ambulante Pflege wird von Pflegediensten der Wohlfahrtsverbände wie zum Beispiel der Diakonie oder dem DRK (Deutschen Roten Kreuz) und privaten Organisationen angeboten. Alle diese Pflegedienste müssen durch die Pflegekassen zugelassen werden. Im Jahr 2010 wurde ein sogenannter "Pflege-TÜV" eingeführt. Im Rahmen dieser Überprüfung wird jeder Pflegedienst einmal jährlich durch den MDK (Medizinischer Dienst der Krankenkassen) kontrolliert und anschließend bewertet. Die Ergebnisse werden veröffentlicht und können unter anderem im Internet unter www.pflegenoten.de nachgelesen werden. Aus dieser Übersicht können gewisse Anhaltspunkte gewonnen werden - mehr allerdings nicht!

Weitaus besser ist es, sich von einem Pflegedienst ein persönliches Bild zu machen. Hierzu kann ein erster Besuch nützlich sein, ein gutes Gespräch mit der Pflegedienstleitung (PDL), um sich einen ersten Eindruck zu schaffen. Einige Pflegedienste haben sich auf Schwerpunkte wie Demenz oder Intensivpflege spezialisiert. Fragen Sie hiernach! Andere ambulante Pflegedienste bieten zusätzliche Leistungen an. Dazu zählen "Essen auf Rädern", Fußpflege und Betreuungsdienste wie sie seit einiger Zeit im Bereich "Demenzerkrankungen" angeboten werden. Für Sie als Angehöriger kann das eine große Hilfe sein, alles aus einer Hand zu bekommen.

Von Bedeutung sind im weiteren die Kosten. Die Pflegeversicherung dient hier nur als "Teil-Kasko", dass heißt, sie übernimmt nur einen Teil der Leistung, der Rest muß in der Regel vom Pflegebedürftigen selbst getragen werden. Reicht das Geld nicht, springt unter um Umständen das Sozialamt ein. Eine Vorraussetzung, um überhaupt Leistungen der sozialen Pflegeversicherung in Anspruch nehmen zu können, ist das Vorliegen einer Pflegestufe. Diese muß bei der Pflegekasse beantragt werden und mittels eines Gutachtens festgestellt werden. Dazu mehr in einem anderen Artikel.

Wenn Sie einen Pflegedienst in Anspruch nehmen möchten, fragen Sie, ob der Pflegebedürftige möglichst von den gleichen Kräften betreut wird. Hier sollte allerdings ein Spielraum eingeräumt werden. Keine Pflegekraft kann 24 Stunden im Einsatz sein, hat Urlaub, ist erkrankt oder befindet sich auf einer Fortbildung.  Eine andere Frage stellt sich bei den vereinbarten Einsatzzeiten. Hier sollte eine gewisse Konstanz eingehalten werden - das ist für den Pflegebedürftigen wichtig. Ein Spielraum ist allerdings wichtig, Pflegekräfte können sich zum Beispiel auf Grund eines Notfalls  verspäten. 


Mittwoch, 7. November 2012

Essay ....

                 Pflege und Betreuung - ein Blog für Betroffene, Angehörige und Freunde




Viele Pflegebedürftige wollen solange es geht selbstbestimmt leben und in ihrer vertrauten Umgebung bleiben. In Deutschland leben rund zwei Drittel aller Pfflegebedürftigen bei ihren Familien und werden dort von ihren Angehörigen betreut. Reicht das nicht, stehen zusätzlich Sozialstationen und Pflegedienste zur Verfügung, deren Angebote für jedermann offen sind. In den letzten Jahren sind die Leistungen in dieser Gruppe weiter verbessert worden. So sind die Beratungsmöglichkeiten durch den Einsatz von Pflegestützpunkten optimiert worden. Betreuungsleistungen können für Betroffene bereits in besonderen Lebenslagen, zum Beispiel bei Vorliegen einer Demenzerkrankung, abgerufen werden. Eine Pflegestufe ist hierfür nicht erforderlich. Trotz dieser Vorteile stellen sich bei Vorliegen von Pflege und Betreuung für die Angehörigen und Freunde zahlreiche Fragen. Dieser Blog möchte hierzu einiges an Aufklärung beisteuern. Fragen und Anregungen können über die Kommentarfunktion und E-Mail-Adresse des Autors gerichtet werden.